Mehr Einfluss als gedacht: der Kiefer
CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion)
… ist der Oberbegriff für Fehlregulationen der Muskel- oder Gelenkfunktion im Kieferbereich. Vereinfacht gesagt kann man CMD in einem Satz wie folgt beschreiben: Zwischen Kopf, Kiefer und Halswirbelsäule stimmt etwas nicht.
Beispielsweise kann eine ungünstige Zahnstellung, die den Biss beeinflusst, auf viele Körperbereiche großen Einfluss haben: Verspannungen im Gesichts- und Kieferbereich werden begünstigt, eine Fehlhaltung baut sich zunächst unbemerkt auf, Kopfschmerzen und nächtliche Unruhe können die Folge sein, die vom Patienten nicht direkt mit einer Zahnproblematik in Zusammenhang gebracht werden.
Einflussreiche Faktoren
Auslösende Faktoren können sein: Kiefer- oder Zahnfehlstellungen, fehlende Zähne, Zahnersatz, strukturelle Störungen wie arthrotische Veränderungen
Aufrechterhaltende Faktoren können sein: ungünstige Körperhaltung, verspannte Muskulatur, Überbelastung, Dysbalancen, fehlende Bewegung
Prädisponierende Faktoren können sein: Stress in Beruf und Familie, Parafunktionen wie festes Zubeißen und / oder ungewohntes Kauen, schnelle Unterkieferbewegungen, Kaugummi- oder Fingernägelkauen
Wie äußert sich CMD?
Die Ursachen können überaus vielfältig sein. Sehr verbreitet ist z.B. das nächtliche Zähneknirschen, das emotionale Ursachen haben kann und durch Stress begünstigt wird. Gerade in schwierigen Lebenslagen, wie z.B. bei Krankheit, oder Trennung werden Erlebnisse und Ängste über Nacht verarbeitet und buchstäblich „die Zähne zusammengebissen“. Eine Aufbissschiene lindert die Pressaktivität in der Nacht, die Anspannung tagsüber kann vom Therapeuten über die Wahrnehmung wirkungsvoll geschult werden.
Eine andere Ursache kann ein Ungleichgewicht der Kräfteverteilung durch falschen Aufbiss sein, z.B. durch fehlende Zähne, was sich ungünstig auf die restlichen Strukturen der Muskulatur und das Kiefergelenk auswirkt.
Aber auch muskuläre Verspannungen, verursacht durch ständiges Kaugummikauen, längere medizinische Eingriffe oder das ständige Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes mit vorgeschobenem Unterkiefer können eine CMD verursachen und zu Fehlhaltungen führen.
Sicherlich können nicht alle Beschwerden auf den Kiefer zurückgeführt werden. Eine objektive Betrachtung des Therapeuten ist hier sicher notwendig. Die Vorgehensweise dazu ist folgendermaßen:
- Kiefergelenk
- Gesicht / Schädel
- Kopf
- Halswirbelsäule
Kommen die auslösenden Stressoren aus diesen Bereichen? Wenn nicht, wird die Körperkette weiter betrachtet – von lokal zu global oder entgegengesetzt.
Eine Kooperation mit dem behandelnden Zahnarzt bzw. Kieferorthopäden ist ebenfalls hilfreich und erwünscht.